Für zehn Tage im Jahr, vom Samstag vor Weiberfastnacht bis Aschermittwoch, ersteht das Venedig Casanovas und Vivaldis. Einst durch den Eroberer Napoleon als Ausdruck des dekadenten alten Regimes im Jahre 1798 verboten, erwachte der venezianische Karneval zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zu neuem Leben, wiederentdeckt durch die Tourismusbranche.

Auch wenn Kritiker zu recht behaupten, dass das grandiose Maskentreiben in den zahlreichen Gassen und auf den aberhundert Plätzen kaum mehr als ein Schatten der einstigen Serenissima widerspiegelt, so rührt es dennoch den Liebhaber von Theater und Maskerade mit seinem unvergleichlichen Zauber an. Wo sonst wird die Gelegenheit geboten, sich mit gepuderter Perücke, Reifrock und Dreispitz in einem der schönsten Caféhäuser Europas, im Café Florian, in stilechter Atmosphäre einen Prosecco kredenzen zu lassen. Die Excellenzen und hochwohlgeborenen Damen nicken freundlich einander zu und zollen somit dem Gegenüber Respekt für die Mühe, die in der ausgefallenen Garderobe steckt.

Dennoch ist sich insgeheim jeder sicher, das schönste Gewand am Leibe zu tragen. „Sehen und gesehen werden“ bekommt hier eine andere Dimension.

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